Paradigmenwechsel im Integrationsrat

SIEGBURGER UNION setzt neue Impulse und signalisiert zentrale Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für den sozialen Zusammenhalt

Erstmalig ergreift eine Ratsfraktion in Siegburg die Initiative und etabliert eine vielfältige und interdisziplinär ausgerichtete Liste, die gestärkt und zuversichtlich auf die bevorstehende Integrationswahl am 25. Mai 2014 blickt.

Die SIEGBURGER UNION soll als ein nachhaltiges Zukunftsmodell fungieren und Integration als gesamtstädtische und ressortübergreifende Aufgabe in die Kommunalpolitik verankern.Darüber hinaus werden umfassende Maßnahmen für gesellschaftspolitische Teilhabechancen  gefördert und ein fraktionsübergreifender Konsens sowie eine parteiübergreifende Zusammenarbeit gezielt angestrebt.

Dabei umfassen die integrationsorientierten Maßnahmen die aktive Mitwirkung von Migrantenselbstorganisationen und Vereinen sowie die Förderung der systematischen und konzeptionellen Netzwerkbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in interkulturellen, bildungs- und integrationspolitischen Handlungsfeldern in der hiesigen Gesellschaft. Die SIEGBURGER UNION verabredet sich bereits zur Konzeption der Handlungsempfehlungen und tätigt die ersten Schritte zur Umsetzung ihrer Ziele.

Plakat - Siegburg

Plakat – Siegburg

Miteinander statt Übereinander!

Ihre breit aufgestellte Zusammensetzung spiegelt die ethnische und kulturelle Vielfalt der Gesellschaft wider. Dies ermöglicht eine weitreichende Interessenvertretung aller Bevölkerungsgruppen und fördert einen multilateralen Austausch. Durch die soziale Interaktion zwischen den Gruppen und den Dialog miteinander werden Vorurteile abgebaut, Gemeinsamkeiten entdeckt und das Wir-Gefühl gefestigt.

Integration ist keine Einbahnstraße!

Für eine erfolgreiche Integration sind Anstrengungen aller Seiten erforderlich. Integration ist ein gesellschaftlicher Prozess, in den alle im Land Lebenden mit einbezogen sind. Sie soll der Bildung von „Parallelgesellschaften“ entgegenwirken und ist als eine Aufgabe an die gesamte Gesellschaft gerichtet. Eine nachhaltige und zukunftsorientierte Integrationspolitik verfolgt das Ziel der dauerhaften sozialen und beruflichen Eingliederung sowie der faktischen Gleichstellung. Es geht insbesondere um die Realisierung von Möglichkeiten zur gleichberechtigten Teilhabe in der Gesellschaft, der Arbeitswelt und der Partizipation an den politischen Entscheidungen.

Integration und bürgerschaftliches Engagement als Schlüssel für Zusammenhalt

Ohne Integration ist der gesamtgesellschaftliche Zusammenhalt nicht möglich und die Auswirkungen sowie Folgen der Globalisierung und des demografischen Wandels nicht zu bewältigen. Daher strebt die SIEGBURGER UNION eine konstruktive und partizipative Integrationspolitik an und lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, aktiv mitzuwirken, mitzubestimmen und gemeinsam das neue Wir-Gefühl mitzugestalten.

SIEGBURGER UNION engagiert sich als Brückenbauer der Gesellschaft

Die SIEGBURGER UNION ist sich einig, dass der Integrationsrat nur dann interessant und erfolgreich sein kann, wenn er die Interessen aller Bevölkerungsgruppen vertritt und nicht nur einseitige Interessen, die eher integrationshemmende Auswirkungen erzeugen und zugleich nicht die breite ethnische Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. Die SIEGBURGER UNION blickt positiv und voller Tatendrang in die Zukunft und setzt im Vorfeld der Integrationsratswahlen einen inhaltlichen Schwerpunkt für die kommende Amtszeit. Ihre Mitgliederinnen und Mitglieder ermöglichen durch ihre herkunftsheterogenen Zusammensetzung und ihr Engagement über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg, Menschen miteinander zu verbinden und fördern Frieden, Verständigung und Tolerenz. Die SIEGBURGER UNION schlägt eine multikulturelle Brücke und vereint die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger.

http://www.siegburgpartei.de/10_62_Kommunalwahl-2014_SIEGBURGER-UNION.html

——————————————————————————————–

Das ewige Lamento über die deutsche Sprachkultur

Die kontroverse Diskussion über den sogenannten Verfall der deutschen Sprache ist wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Umfragen werden durchgeführt und Statistiken erhoben. Ein komplexes Themenfeld, das durchaus viel Freiraum für Interpretationen zulässt.

Viele Politiker und Medien bedienen sich derartiger Statistiken, um ihre Thesen zu untermauern. Oft wird der Inhalt politisch instrumentalisiert und gezielt für opportunistische Zwecke, wie Wahlkampagnen, genutzt.

65 Prozent aller Deutschen sind der Meinung, die deutsche Sprache verkomme immer mehr. In der Wahrnehmung der Menschen wird nur noch wenig Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise im Elternhaus, in der Schule und in den Medien gelegt. Vor allem Ältere sorgen sich über diesen Entwicklungsprozess.Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS ) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat. Eine Aussage, die vor allem zwei Fragen aufwirft:

Sind die Sorgen über den Verfall der deutschen Sprache berechtigt und worin liegen die Gründe für diese mögliche Tendenz?

Längst ist es an der Zeit, den Wahrheitsgehalt der Behauptungen weitestgehend zu überprüfen und Vorurteile und stereotype Denkmuster zu durchbrechen. Zunächst ist es wichtig, das Konzept des Sprachverfalls nicht weiter aus der Perspektive eines Laien zu sehen. Bevor man auf Ursachenforschung geht und pauschale Gründe dafür sucht, warum sich die deutsche Sprachkultur sukzessiv abschafft, muss Grundsätzlicheres zu diesem komplexen Thema geklärt sein. Welche Sprache verfällt hier eigentlich angeblich und wie ist dieser Verfall überhaupt definiert?

Damit eine Sprache tatsächlich verkommt, sich also über einen andauernden Zeitraum verschlechtern kann, muss es als Ausgangspunkt eine optimale, fehlerfreie Sprache gegeben haben. Man stellt sich also einen Muttersprachler vor, der die Sprache, in diesem Fall das Deutsche, perfekt beherrscht und sprachlich versiert ist. Eine klare Illusion, denn jeder produziert fortwährend Normverstöße. Ein Unterschied besteht lediglich darin, in welcher Intensität dies geschieht. Viele Menschen meinen, wenn in der Gegenwart etwas schlecht ist, dann muss es in der Vergangenheit zwangsläufig besser gewesen sein. „Die guten alten Zeiten“, wie man gerne zu sagen pflegt.

Fatal ist es in jedem Fall, bestimmten Gruppen, wie Jugendlichen, Migranten oder – noch schlimmer – herkunftsspezifischen Gruppierungen den Vorwurf zu machen, sie seien für den Niedergang der deutschen Sprache verantwortlich.
Rudolf Hoberg etwa, Sprachwissenschaftler und ehemaliger Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache, geht in diesem Kontext noch einen Schritt weiter. Er hält das Ergebnis der oben genannten Umfrage für eine „gefühlte Wahrnehmung, die von den Tatsachen weit entfernt ist.“ Wahrgenommen werden nur Oberflächenphänomene, also keine tiefer greifenden Veränderungen in der Sprachstruktur.

In Frage gestellt werden muss ebenso die Behauptung, dass Veränderungen in einer Sprache generell zu Verschlechterungen führen. Geht man dieser Aussage auf den Grund, wird man feststellen, dass Sprachen selbstverständlich veränderlich sind und sich sogar verändern müssen. Schließlich sind sie Hauptverständigungsfaktoren, die sich der fortwährend verändernden Umwelt adaptieren.

Ein Fehler wäre es auch, die gesprochene Sprache auf Schulhöfen oder in Talkshows mit der deutschen Schriftsprache zu vergleichen. Zum Beispiel kann man Werke von Goethe nicht mit Slang-Sprachen unter Jugendlichen oder Nicht-Muttersprachlern vergleichen.

Faktoren, die die Befragten in einer Anschlussumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter anderem auf die Frage: „Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass die deutsche Sprache verkommt?“ , sind nicht haltbar und schlichtweg falsch. Das besonders die Älteren der Ansicht sind, die deutsche Sprache verfalle, liegt daran, das sie den modernen Entwicklungsprozess der Sprache nicht begleiten. Sie meinen, dass Richtige gelernt zu haben, was wiederum suggeriert, dass das, was Jüngere lernen demnach schlechter ist, weil es eben anders ist.

Das laut Umfrage weniger gelesen und mehr ferngesehen wird, ist auch ein Mythos. Dieses Bild wird von den Medien selber vermittelt und geprägt. Insgesamt wäre es aber durchaus angebracht, wenn man immer noch der Ansicht ist, die deutsche Sprache verliere ihr Niveau, bei sich selbst zu beginnen und nicht andere diesbezüglich anzuprangern. Dabei muss immer im Hinterkopf behalten werden: Jede Sprache ist eine hybride Sprache.

15 Prozent des deutschen Wortschatzes besteht aus Fremdwörtern. Dabei haben Anglizismen, aus dem Englischen entlehnte Worte, einen hohen Anteil. Diverse Begriffe und Bezeichnungen wurden ins Deutsche eingebürgert.

Wird von Sprachverfall gesprochen, hängt dies außerdem auch immer ganz eng zusammen mit Kultur- und Gesellschaftskritik. Ein gefährliches Terrain, denn Grenzen können auf diesem Gebiet schnell verschwimmen. Einerseits kann das Bekämpfen von Anglizismen im Deutschen Ausdruck für die Abneigung gegen die alles umfassende Dominanz der USA sein, andererseits kann der platte Vorwurf: „ Ausländer machen unsere Sprache kaputt“, auch schnell in rassistischen Vorwürfen münden.

Schon vor über 100 Jahren denunzierte Gustav Wustmann in seinem Buch „Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Hässlichen“ die Dekadenz der deutschen Sprache:

„Der Deutsche mag so alt werden, wie er will, er wird immer und ewig Affe der anderen Nationen bleiben. Ausländerei, Franzosennachäfferei und Engländernachäfferei sind verbreitet. […] Vor allem sind die Juden an diesem Verfall schuld: Ein großer Teil unseres heutigen Sprachunrats geht ausschließlich auf das Judendeutsch der Berliner und Wiener Tagespresse zurück.“

Eine völlig unangebrachte Folgerung, denn gerade Sprachwissenschaftler stehen dieser Form des Sprachverfalls völlig gelassen gegenüber.

Die gesprochene Sprache unter Jugendlichen, auch „Nähesprache“ genannt, ist bei weitem nicht repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung und somit für die Entwicklung und Zukunft des Deutschen. Diese Unterschiede hat es in der Geschichte immer gegeben. Auch Rudolf Hoberg stellt fest: „Schon seit den alten Ägyptern klagt die Generation der Erwachsenen darüber, dass alles schlechter geworden ist”.

Dieses Phänomen erstreckt sich über alle Zeiten hinweg. Chronologisch betrachtet, hatten schon Platon, Jean-Jacques Rousseau, Helmut Kohl und sogar Prinz Charles, der seine Abneigung gegenüber der Verschmutzung der britischen durch die amerikanische Sprache äußerte, diesen Zustand kritisiert. Aus diesem Grund sollte auch kritisch hinterfragt werden, ob Sprachveränderungen mit mangelndem Stolz der Muttersprachler ihrer Sprache gegenüber zu tun haben könnten.

Insgesamt wird es von immenser Bedeutung sein, auch innerhalb des Deutschen differenzieren zu können. Man kann hierbei einmal das Niveau als Kriterium nehmen, denn es wird immer Menschen geben, die sprachgewandter sind und über einen breiteren Wortschatz verfügen als andere. Zum anderen ist Sprache aber auch immer mehr kontextabhängig. Jugendliche etwa kommunizieren untereinander sicherlich oft in einer Art Sub-Sprache, die von Akademikern und Eliten, als unangemessen empfunden wird.

Offensichtlich funktioniert diese Kommunikation aber hinreichend und das ist doch letztlich das Ziel einer jeden Sprache. Wichtig wird es für diese jungen Menschen, sich in späteren Phasen ihres Lebens innerhalb des Deutschen zu entwickeln und sich schwerpunktmäßig der offiziellen Hochsprache zumindest anzunähern.

Je mehr ihnen das gelingt, desto größer sind ihre Chancen in Bildung und im Berufsleben. Eine einfache Formel, die außerdem erkennen lässt, dass die deutsche Sprache in ihrem Kern nicht verfällt, sondern weiterhin Maßstab bleibt, um in Deutschland etwas erreichen zu können. Zwischen Migranten und dem sogenannten Sprachverfall im Deutschen jedenfalls einen ursächlichen Zusammenhang zu sehen, wäre eine unlogische und schlicht falsche Betrachtungsweise.

Sprache ist ein seit Jahrhunderten probates Mittel der Kommunikation und Interaktion unter den Menschen, die sich fortlaufend verändert und weiterentwickelt hat. An dieser Stelle sollte auch noch einmal betont werden:

Die guten alten Zeiten waren auch mal die schlechten neuen Zeiten.